Familienverband von Borries

Karl v. Borries M30

Im Jahr 1916 gründete Karl v. Borries M30 eine Stiftung. Hier aus unserem Archiv folgender Text:

Die Stiftung stammt von dem am 14. juli 1923 zu Osterode / Ostpreußen verstorbenen Vetter Karl, Major a.D. (im ostpreußischen Feld-Artillerie-Regiment Nt. 79). Er wurde in der Schlacht an den Masurischen Seen am 10. September 1914 durch einen deutschen Granatzünder so schwer am linken Oberschenkel verwundet, dass das Bein im Januar 1915 abgenommen werden mußte, was ihn jedoch nicht hinderte, den von ihm mit Leidenschaft gepflegten Reitsport weiter auszuüben.

Er war in der erwähnten Schlacht aus eigenem Antrieb mit seiner Batterie auf eine weit vor der sonstigen Stellung gelegene Höhe vorgegaangen, so dass er für eine feindliche Batterie gehalten wurde. Dieser mit Glückgütern nicht gesegnete Vetter hatte verfügt:

Ich, der Königliche Major im 3. Ostpreußischen Feldartillerie-Regiment, Karl v. Borries, verpflichte mich, an jedem Vierteljahrs Ersten der Kreiskasse Herford RM 30,00 zu überweisen. Eigentümer des Geldes soll der Landkreis Herford werden. Die Zahlung will ich vom 1. Januar 1917 beginnend bis zum 1. Januar 1933 leisten. Für meinen Todesfall vor dieser Zeit sind die Zinsen von RM 1.200,00 aus meiner Lebensversicherung von RM 3.500,00 zu entnehmen.

Das Geld soll später einem braven, tüchtigen Jungen, der aus der unbemittelten Volksschicht stammt und dessen Vater im Kriege gefallen ist, eine Beihilfe dazu sein,dass er etwas Ordentliches lernen kann. Der Junge soll einer Familie entstammen, die seit mindestens einer Generation im Kreise wohnt.

Der jetzige Landrat des Kreises Herford, Franz v.B. (M13 - Urgroßvater von Olga, Arno und Uwe) hat die Auswahl des Jungen später zu treffen. Sollte er, was Gott verhüten möge, vorher sterben, so soll die Wahl des Jungen von folgenden Männern getroffen werden:

1. Der Landrat des Kreises, 2. einem Mitgliede des Kreisausschusses, 3. einem Mitgliede der Familie v. Borries, 4. einem kleineren Bauern aus dem Kreise Herford aus alteingesessener Familie, 5. einem Handwerksmeister, der der Familie nach von altersher aus dem Kreise stammt und in ihm wohnt. Beschlüsse gegen die vereinigten Stimmen von Bauer und Handwerksmeister sollen nicht Geltung haben.

Ich darf den Wunsch wohl aussprechen, daß ein gesunder, frischer Junge ausgewählt wird und daß er etwas ergreift, wozuer Lust und Liebe hat und was seinem Stande entspricht, da wirBauern, tüchtige Handwerker und Facharbeiter mehr gebrauchen als studierte Männer, die auf Grund ihrer wirtschaftlichen Stellung und ihrer häuslichen Erziehung nicht die sichere Gewähr bieten, daß sie im Dienste des Königs und Vaterlandes mehr wie Mittelmäßiges leisten werden. Ich wünsche aber, daß der Junge in seinem Stande etwas Ganzes leistet, glücklich und zufrieden wird und so dem Vaterlande dient. Um größere Ansprüche zu befriedigen, reichen meine geringen Mittel leider nicht aus.

Diese Stiftung habe ich in Andenken an meine verstorbenen Großeltern und Eltern beschlossen aus Dank, daß der allmächtige Gott mir nach meiner schweren Verwundung, die den Verlust des linken Beines im Oberschenkel mit sich brachte, nach meinem, infolge der Verwundung durchgelitttenen schweren, vielfachen Leiden jetzt nach 2 Jahren, zur Herforder Hundertjahrfeier wieder Gesundheit und Kraft zu neuem Schaffen und Wirken für Kaiser und König, Staat und Volk gegeben hat. Meiner niedersächsischen Abstammung verdanke ich zähe Ausdauer und Gesundheit, ausgesprochenes Rechtsgefühl und Rassenstolz.Daher bitte ich, daß in den Genuß der von mir gestifteten Mittel ein Junge rein deutscher Abstammung, gleichgültig, welchen Glaubensbekenntnisses, tritt, wenn er nur nach den Grundsätzen: " Tue Recht, scheue niemand", "Bete und arbeite", erzogen ist. Es wäre mir lieb, wenn dem Jungen von Kindheit an die Verdienste des Hauses Hohenzollern, des Kaisers, des Freiherrn vom Stein, des Fürsten Bismarck, der Feldmarschälle Graf Moltke, Graf von Schlieffen und von Hindenburg, sowie des Grpadmirals von Tirpitz und aller anderen großen Führer in Preußens und Deutschlands Kriegen noch mehr wie bisher üblich, vor Augen geführt würden und hierbei die menschliche Größe derselben betont würde. 

Die Bedeutung der Frau und Mutter für das Vaterland sollte ihm auch zeitig klargemacht werden. Auch ürde es mich freuen,wenn in dem Jungen der Sinn für die Schönheit unseres Vaterlandes, seiner Berge, Wälder, Flüsse, Seen, der Sinn für deutsche Sagen und Dichtung und die Freude an körperlichen Wettkämpfen frühzeitig geweckt würde.

Gott lasse seinen Segen auf dieser kleinen aber gutgemeinten Stiftung und ihrem derzeitigen Empfänger ruhen und verleihe unserem Volke bald den endgültigen Sieg im Kampfe um sein Dasein. Dann wollen wir im Frieden unter Gottes Segen wieder aufbauen und neu schaffen.

Weitere Einzelheiten und der Erfolg dieser Stiftung liegen uns leider nicht vor.