Von-Borries-Stiftungen
In Lübeck, in der Parkstr. 10-12
Seit ich zurück in Lübeck bin, wurde ich mehrmals auf die v. Borries-Stiftung angesprochen, die hier am Stadtpark liegt, nicht weit von der Hanse-Residenz entfernt, in der ich seit 2011 lebe.
Um mehr über die v.B.-Stiftung zu erfahren und korrekt antworten zu können, nahm ich Kontakt mit dem momentanen Vorsitzenden des Vorstandes der Stiftung auf.
Er schickte mir Kopie der zahlreichen Dokumente der seit 1902 bestehenden Stiftung und organisierte auch eine Besichtigung der Anlage und einer im Augenblick freien Wohnung.
Ich war erstaunt von der großzügigen Anlage und dem gepflegten Zustand der drei Gebäude, die Anfang des letzten Jahrhunderts im Neo-Barock-Stil errichtet wurden.
Die originalen Säulen sind am Eingang des Hauptgebäudes und darüber ist das Familienwappen.
Carl Adolf v.B., L70 ist der Gründer und Stifter der v.B.-Stiftung in Lübeck. (in unserem Familienbuch wird er nur unter dem Namen Adolf geführt).
Er wurde am 2.3.1827 in Lübeck geboren, Sohn von Heinrich Johann, K35, und Luise Anna Katharine geb. Altmann und besuchte dort die Grossheimische Realschule. Danach machte er eine Kaufmannslehre in Hannover und arbeitete dort bei der Firma Rese.
1848 verließ er Europa und zog nach Südamerika. In Rio de Janeiro und Buenos Aires war er als Kaufmann tätig und ab 1861 als Makler in Kupfer und Silbererzen in Valparaiso. Dort erwarb er ein großes Vermögen.
1867 kehrte er nach Deutschland zurück und zog nach Hamburg, wo er am 18.8.1906 starb.
Im April 1902 überwies Carl Adolf v.B. der Stadt Lübeck 400.000 Mark zur Schaffung von „Freiwohnungen für Frauen und Jungfrauen aus den gebildeten Ständen, die bedürftig und unbescholten waren“.
Die Richtfeier war am 21.4.1902 und 1903 wurde die v. Borries-Stiftung ihrer Bestimmung übergeben.
Am 26.1.1904 wurde der Stiftungsbetrag um 85.000 Mark erhöht.
Die Insassen hatten 800 Mark einzuzahlen und erhielten damit eine Freiwohnung bis an ihr Lebensende.
Es entstanden 12 Wohnungen an den 3 Eingängen des Haupthauses und je 4 in den beiden Seitengebäuden. Sie enthielten ein Wohn-zimmer, ein Schlafzimmer, ein Mädchenzimmer (?), Küche, Bad und einen Kellerraum.
Eine Wohnung konnte ich besichtigen und war erstaunt wie geräumig und wohnlich sie gestaltet waren und auch jetzt noch sind. Alle Räume hatten Fenster nach außen.
Das Vorsteherzimmer ist im Hauptgebäude. Im Kellergeschoß ist die Pförtnerwohnung.
Eine gepflegte Grünanlage mit Bäumen, Sträuchern und Blumen-bepflanzungen umgibt die drei stattlichen Häuser. Auf dem Vorplatz war ein Springbrunnen, zur Straße am Stadtpark hin schließt ein höheres Gitter mit großzügigem Eingangstor das Gelände ab.
Die Gebäude stehen unter Denkmalschutz. Durch die beiden Weltkriege und die Geldentwertungen - Inflation schrumpfte das Vermögen.
Mehrere Satzungsänderungen erfolgten, die letzte war 1994.
Heute werden die Wohnungen der vB-Stiftung unter bestimmten sozialen Voraussetzungen vom Lübecker Bauverein eV vermietet.
Im Jahre 2006 fand für € 1,3 Millionen eine generelle Sanierung der drei Gebäude statt, die zum großen Teil durch Stiftungen aufkamen.
Carl Adolf hatte verfügt, dass seine Urne mit seiner Asche in einem Vorsteherzimmer des Hauptgebäudes aufgestellt werden sollte. Sie ist jedoch nicht mehr aufzufinden.
Ulrike O87
